Dienstag, 18. Oktober 2016

Besser spaet als nie: unsere Reise

Togo ist in 5 Regionen eingeteilt. Von Lomé sind wir zu dritt langsam bis in die 4. hoch gereist vorbei an kleinen Städten, Elefanten und Wasserfälle. Im Norden angekommen haben wir ein Unesco Weltkulturerbe besichtigt: das Tamberma-Dorf. Es ist bekannt für die spezielle Bauweise – sie sehen aus wie große Sandburgen. Das war schon interessant das mal zu sehen, aber im Nachhinein haben wir es bereut dort hinzugehen, weil es sehr touristisch war und die Leute gefühlt nur nett zu uns waren, wenn wir Ihnen Geld gegeben haben. Wir hatten uns aber schon vorher entschieden dort zu übernachten und das ließ sich nicht mehr rückgängig machen. Wir hatten ein eigenes Haus für uns, wo wir – ganz typisch – auf dem Dach geschlafen haben. Leider kam in der Nacht ein Unwetter auf – so richtiges Weltuntergangswetter, deswegen mussten wir in einen winzig kleinen Raum ausweichen, in dem man noch nicht mal  richtigseine Beine ausstrecken konnte und in den es rein geregnet hat. Unser Plan war es nachts von dem Dorf aus nach Benin zu fahren, um um 6 Uhr morgens beim Safaripark zu sein. Unsere Gastgeber haben angeboten uns mit dem moto hinzufahren (für vieeel Geld natürlich) und uns zu dann auch rechtzeitig zu wecken. Eigentlich hatten wir schon moto-Fahrer engagiert, aber deren Begründung war, dass sie ja schon direkt da sind und deswegen viel zuverlässiger sind. Pustekuchen! Geplant war es um 3 aufzustehen, aber weil wir unseren Wecker leider nicht gehört haben und unsere Fahrer entschieden haben, doch nicht so zuverlässig zu sein, sind wir erst irgendwann um kurz vor 4 aufgewacht. Innerhalb von 5 Minuten haben wir uns fertig  gemacht und unsere Sachen gepackt. Als wir dann das Haus verlassen haben gefühlt alle Hunde im Dorf angefangen zu bellen und ein paar sind auf uns zugelaufen. Die Atmosphäre war echt gruselig und wir wussten auch nicht, ob die Hunde angekettet waren und ob sie nur bellen oder auch beißen würden. Wir haben bestimmt eine halbe Stunde damit verbracht, zu entscheiden, was wir machen und uns auf den Weg zu unserem Gastgeber zu machen, um dann wieder umzukehren. Irgendwann haben wir uns dann eng umschlungen aneinander geklammert zu ihm getraut – dabei sind unsere Herzen allerdings ein paar Mal stehen geblieben. Es ist aber nichts passiert. Mit 2-stündiger haben wir uns dann auf den Weg nach Benin gemacht. Obwohl wir zu spät waren, haben wir noch einen Guide gefunden, der uns durch den Park führt und der Park hat echt alles Schlechte wettgemacht. Wir konnten oben auf dem Dach sitzen und sind durch eine traumhafte Landschaft an ganz vielen verschiedenen Tieren vorbeigefahren. Mein Highlight waren die Nilpferde, Pumba-Schweine und Löwen!                                                                                                                                                   Leider hat das Tamberma-Disaster noch weitere Folgen mit sich gezogen. Ich meinte nämlich zu den moto-Fahrern, dass es ganz wichtig ist, dass wir an der Grenze anhalten, um einen Stempel bekommen. Pascale und ich hatten nämlich nur so ein „Spezial-Visum“ in Form eines Briefes von meiner beninesischen Tante, für das wir schon 50 Euro bezahlt haben (eigentlich kostet ein Visum 15 Euro) und mit dem wir ihrer Aussage nach, ganz sicher nach Benin reinkommen. Leider haben unsere moto-Fahrer es nicht für so wichtig gehalten, an der Grenze anzuhalten und ich hab sie verpasst. Als wir dann aber den Benin verlassen mussten, wurden Pascale und ich an der Grenze festgehalten. Der „Grenzen-Chef“ hat gesagt, dass mein Onkel an die Grenze kommen muss, um die Angelegenheit zu regeln, sonst würde er uns zurück nach Cotonou schicken und dort mussten wir für jeden Tag, den wir illegal im Land waren 40 Euro bezahlen, was mehr als 60 Tage waren… Also mussten wir an der Grenze warten und warten und warten und mein Onkel ist nicht aufgetaucht… Zwischendurch gab es noch ein bisschen Aufregung, weil unser Taxi mit unserem Gepäck schon über die Grenze war und wir kurz Angst hatten, dass wir es nicht wiederbekommen, aber zum Glück ist es nochmal umgedreht und hat uns alles gebracht. Und dann mussten wir weiter warten. Irgendwann hat uns der „Grenzen-Chef“ dann eine Deadline von 30 Minuten gegeben und von 5 Minuten vor Ablauf ist mein Onkel dann Gott sei Dank angekommen. Mit ein bisschen gutem Zureden und allem Geld, das wir noch hatten – durften wir dann ein Transitvisa kaufen und die Grenze überqueren. Vollkommen pleite und ziemlich erleichtert sind wir dann Zuhause angekommen.



Freitag, 3. Juni 2016

Die Mehrzahl von Heimat


Ich sitze gerade auf meiner Dachterrasse und lasse meinen Blick über Lomé gleiten. Es ist verrückt, wie ich mich hier zuerst so fremd und jetzt so zu Hause gefühlt habe. Wenn ich jetzt Heimweh hätte, könnte man dieses Heim – nicht an einem Ort festmachen. Wieso gibt’s dafür eigentlich kein eigenes Wort? Diese Kombination aus Heim- und Fernweh: Feimweh, die Sehnsucht nach der Heimat, die in der Ferne liegt. Und was genau ist Heimat eigentlich? Ist es ein Ort oder Moment oder nur ein Gefühl? Für mich ist Heimat untrennbar mit Geborgenheit verbunden. In meinen ersten Tagen hier habe ich mich nur in meinem Bett in der schützenden Höhle meines Mückennetzes geborgen gefühlt. Doch so langsam hat sich mein Geborgenheitsradius ausgeweitet – und auf einmal hat mir moto fahren Spaß gemacht und ich hab mich im taxi partagé wohl gefühlt und die Enge dort war nicht mehr bedrohlich sondern angenehm und vertraut. Langsam ist die Fremde zur Heimat geworden. Wächst also mit dem  Geborgenheitsradius auch der Heimatsradius? Ist das dann alles eine Heimat oder hab ich einfach zwei? Warum benutzen wir Heimat eigentlich immer in der Einzahl? Ist es nicht gerade der Reiz vom Reisen ins Fremde einzutauchen und aus Gewohntem aufzutauchen? Sich neue Heimaten zu schaffen? Je mehr man sieht, je mehr Geborgenheit und somit Heimat man sich schafft, desto kleiner wird die Angst vor der Ungewissheit des Unbekannten. Und desto größer werden der Mut und die Lust, sich neuem Fremden zu stellen, es zu erobern und ihm die Fremde zu nehmen. Also ist Heimat einfach Ort, der im Laufe eines Lebens wächst? Oder vielleicht doch nur ein Konstrukt, an dem wir uns festhalten können? Und spielt das eigentlich eine Rolle? Heimat und Geborgenheit das sind am Ende doch eigentlich nur Erinnerungen, denn ohne die Erinnerungen, die Erlebnisse , die wir mit einem Ort verbinden, wäre ein Ort doch nur kahle Häuser, leere Straßen und eine zufällige Anordnung von Geschäften und Bäumen. Es ist erst das Wissen darum, dass an dieser Ecke die nette Obstfrau ihren Stand hat oder darum, dass das die Bar ist, in der man den lustigen Spielabend hatte, die den Orten ein Gesicht geben, ihnen das Gefühl von Zuhause anhaften lassen.


Ich war auf in der letzten Woche auf Reise: 7 Tage Abenteuer. Hier schon mal die Bilder aus Togo:
Die Bilder aus Benin und ein Bericht folgen.








Mittwoch, 18. Mai 2016

Tschüß Kaplimé, hallo Lomé!

Der Abschied aus Kpalimé war gar nicht schön wie ich anfangs dachte, dass er werden wird. Meine Kinder in der Schule sind mir schon ziemlich ans Herz gewachsen, vor allem mein Herzenskind Joel! Und auch mein Leben dort, nicht mehr mit Sky und Antoine in der Boutique-Karten spielen, nicht mehr leckere Mangos von der Mangofrau kaufen, die keine Yowo-Preise macht, überall zu Fuß hingehen können, Abkühlungen am Fluss, in 3 Minuten bei Linn sein,….
Aber wie schon der kleine Tag wusste: Abschied heißt was neues kommt! Und in Lomé ist es zwar eine komplett andere Welt, aber auch schön! Ich bin wieder bei Kailend, diesmal mach ich aber Büroarbeit (Spender und Freiwillige suchen), das ist zwar nicht so mein Ding, aber da ich fast sowas in die Richtung studieren wollte, bin ich froh, dass ich das jetzt schon gemerkt hab. Und die Straßenkinder seh ich trotzdem ab und zu. Leider sind es nur noch 6, weil sie Schwierigkeiten haben an die Struktur und Routine der Schule zu gewöhnen und sich langweilen und deswegen zurück auf die Straße gehen.                                                                                                                                       Das Haus, in dem ich wohne, ist der totale Gegensatz zu Kpalimé! Es hat 3 Stockwerke, eine riesige Dachterrasse, einen richtigen Herd mit Ofen und einen Kühlschrank. Ich hab sogar mein eigenes Bad, da läuft das Wasser zwar nur ab und zu, aber das finde ich ganz beruhigend, sonst wäre das nämlich nicht mehr Togo.





Montag, 16. Mai 2016

Montag, 9. Mai 2016

Vive, vive le Togo! Vive le 27 avril!

Der 27. April ist der Unabhängigkeitstag von Togo. Um diesen zu feiern gibt es eine große Parade für die wichtigsten Leute aus der Region. Ich fand’s ein bisschen befremdlich, aber um die Unabhängigkeit zu feiern wurde marschiert. Anscheinend gilt das als Ausdruck der Freude. Alle Schulen in Kpalimé sind mitmarschiert und weil unsere Schulgebäude nun auf dem Gelände einer öffentlichen Schule steht, durften wir als einzige Gehörlosenschule in Togo auch marschieren. Dafür wurde sich schon lange vorher vorbereitet, morgens haben wir ewig unsere Kreise auf dem Schulhof gedreht und einmal gab es eine Generalprobe in der Stadt. Ich fand’s ein bisschen gruselig zu sehen, wie die kleinen Schüler schön im Gleichschritt marschieren. Weil unsere Schüler die Musik ja nicht hören können, mussten wir mitmarschieren, damit sie sich an uns orientieren können. Das war echt unangenehm, und wir Freiwilligen fanden es auch unangebracht, weil das der Tag von Togo ist und wir da ja nicht richtig dazugehören. Die Reaktionen waren auch gemischt. Einige fanden es gut, andere haben gerufen: „Was machen denn die Yowos da?“ Traurigerweise wurde auch auf unsere Kinder so reagiert und sich über sie lustig gemacht.                                                                            
Es war überwältigend was für eine Masse an Schüler dort war – hunderte! Das war schon irgendwie beeindruckend zu sehen. Außer den Schulen, gab es noch Cheerleader, die Tanzgruppen aus Kpalime, die verschiedenen Sportvereine und, und, und. Deren Marsch war auch ein bisschen lockerer und das war wirklich lustig anzusehen. Nach dem Ende der Parade war allerdings auch das Fest zu Ende und man hat überhaupt nicht mehr gemerkt, dass Feiertag ist – alles ging normal weiter. Dafür wurde der 1.Mai aber ordentlich gefeiert. Komische Prioritätensetzung.


Montag, 18. April 2016

Kailend



Als ich noch in Lomé gewohnt habe, habe ich nachmittags manchmal gemeinnützige Organisationen besucht. Eine davon war Globalbility, eine Studentenorganisation, die die verschiedenen Sprachen in Togo anderen Studenten vermitteln möchte. Dort habe ich Christian kennengelernt, der gefühlt noch bei hundert anderen Projekten mitarbeitet und der mich auch mit zu Kailend genommen hat.
Kailend ist eine Organisation, die sich mit Frauenförderung und die Förderung benachteiligter Jugendliche beschäftigt. Mir hat’s sofort super dort gefallen, weswegen ich beschlossen habe in den Ferien zurück zu kommen und eine Woche da reinzuschnuppern. Es war total interessant! Ich habe alle deren Projekte besucht, im Waisenhaus mit den Kindern Ostereier gemalt, eine Recycling-NGO besichtigt, ein bisschen Büroarbeit gemacht und mich hauptsächlich um 10 Straßenjungs gekümmert. Die Jungs wurden gerade in einer Schule untergebracht, wo sie auch unterrichtet werden, und müssen jetzt beschäftigt werden, weil sie sonst zurück auf die Straße gehen. Wir haben Spiele gespielt, getanzt und ihr Wohnzimmer gestrichen.



Freitag, 25. März 2016

Pack die Badehose ein, nimm dein kleines Schwesterlein...

...und dann nichts wie auf an Atlantik! Wie schon erwähnt, war ich vor kurzem im Urlaub. Nach dem Stress der Prüfungen wollten eine andere Freiwillige, mit der ich zusammen arbeite, und ich uns mal was können. Am letzten Schultag haben wir uns also auf den Weg nach Lomé gemacht. In der ersten Nacht haben wir einen Zwischenstopp bei meinem Onkel eingelegt, weil wir noch zum Friseur wollten. Und das dauert hier – bei uns einen Abend und einen ganzen Vormittag! Unsere Friseurinnen waren aber wirklich lieb und wenn man Begleitung hat, geht die Zeit auch ziemlich schnell rum. Direkt danach haben wir uns dann auf dem Weg zum Strand gemacht. Dort haben wir nämlich ein Bungalow gemietet. Als wir ankamen, wurden wir erstmal mit der Aussage begrüßt: „Hallo, es gibt ein Problem – kein großes Problem, aber ein Problem!“ Ich hab unseren schönen Strandurlaub schon davon fliegen sehen. Es stellte sich dann aber daraus, dass das Problem war, dass alle Bungalows ausgebucht waren und weil ich aber den Freund von dem Besitzer kenne, er uns einfach ein teureres Zimmer zum günstigsten Preis gibt. Ich liebe es, wie hier alles über Kontakte funktioniert! Und unser Zimmer war ein Traum: ein eigenes Band mit fließendem Wasser und sogar einer Spülung! Und wenn man die Tür aufgemacht hat, hat man das Meer gesehen! Und das alles für nur umgerechnet 4,15 pro Person für eine Nacht.                                        
Wir haben uns also ein paar gemütliche Tage am Strand gemacht. Fürs Frühstück haben wir uns oft an der Straße Früchte oder Avocados gekauft und dann am Strand gepicknickt. Die Früchte hier sind soo gut. So viel süßer und irgendwie frischer als in Deutschland. Ich konnte mich wirklich nur von Früchten ernähren: Ananas, Mango, Papaya, Avocado, Bananen,… Obwohl nicht ganz, abends haben wir uns nämlich immer Essen an der Straße geholt. Eigentlich soll man das ja nicht, aber es ist so lecker, da kann ich einfach nicht wiederstehen und bis jetzt hatte ich bis auf einmal auch immer Glück. Für umgerechnet 30 Cent haben wir eine Riesenportion Reis mit weißten Bohnen und Tomatensauce bekommen. Das hat so gut geschmeckt. Ich freu mich schon, wenn ich das nächste Mal am Strand bin und wieder da essen kann! Es macht total Spaß die Straße lang zu schlendern und sich anzugucken, was für Essen so angeboten wird und sich dann hier und da was auszusuchen und zum Nachtisch dann vielleicht noch eine Erdnuss-Piment-Stange oder eine süße Erdnuss-Stange oder Kokoskekse oder, oder, oder zu kaufen!                                                                                                                                           
Zum Wochenende kamen dann auch noch ein paar andere Freiwillige und wir haben Spiele gespielt, waren schwimmen, haben am Strand getanzt und gesungen, haben uns Henna-Tattoos gemalt und sind jeden Abend mit dem Meeresrauschen im Ohr eingeschlafen. Eine Nacht haben wir sogar draußen geschlafen. Es war ein wirklich schönes entspanntes Wochenende! Ich wollte gar nicht mehr weg!






P:S. Ich habe gerade gutes Internet und das muss ich ausnutzen, deswegen die Bilder-Flut